Die Verbücherungszahlen am Einfamilienhausmarkt waren 2020 stark rückläufig. Man muss im RE/MAX-ImmoSpiegel schon bis 2014 zurückblicken, um ein Jahr mit weniger Einfamilienhaustransaktionen zu finden. Auf das Jahr 2019 gerechnet bedeuten die 10.723 verbücherten Häuser ein Minus von exakt 1.200 Stück oder -10,1 %. Auf das Rekordjahr 2018 fehlen sogar -15,5 %. Betroffen von diesem Mengeneinbruch sind alle Bundesländer, keines verzeichnet einen Zuwachs.

Die Auswirkungen sind jedoch durchaus unterschiedlich: Während für das Burgenland der Rückgang zu 2019 gerade erst spürbar wird, fehlt in Vorarlberg, Wien und Niederösterreich zu 2019 jeder siebente Hausverkauf (-14 %). Den Gesamttransaktionswert der gehandelten Einfamilienhäuser hat der Mengeneinbruch nicht berührt: 3,48 Mrd. Euro sind mehr als 2019 (+0,5 %). Nur 2018 lag der Wert um +4,4 % höher. Im Fünfjahresvergleich beträgt die Gesamt-Transaktionswert-Steigerung +23,3 %, im Zehnjahresvergleich +70,9 %.

Der RE/MAX-ImmoSpiegel und weitere Berechnungen von RE/MAX Austria, Österreichs größtem Immobilienexperten-Netzwerk, basieren auf der Gesamtauswertung aller Immobilien-Kaufverträge, die im amtlichen Grundbuch 2020 verbüchert und von IMMOunited, den Experten für Immobiliendaten, ausgelesen und als Kaufvertragssammlung veröffentlicht wurden.

Einfamilienhaus-Preissteigerung doppelt so hoch wie im Zehnjahresschnitt

Im Durchschnitt lag in den letzten zehn Jahren die jährliche Preissteigerung der Einfamilienhäuser bei +5,3 %. Von 2019 auf 2020 jedoch bei +10,1 %. „Im letzten Jahr sind die Preise für Einfamilienhäuser aufgrund des besonders stark rückläufigen Angebots und der außerordentlich guten Nachfrage deutlich gestiegen. Der vermehrte – sicherlich auch pandemiegetriebene – Wunsch nach einem Haus mit eigenem Grün, war besonders stark ausgeprägt“, erklärt der Geschäftsführer von RE/MAX Austria, Bernhard Reikersdorfer, MBA. „Die tendenziell bessere Qualität der auf den Markt kommenden Einfamilienhäuser und die steigenden Grundstückspreise sind sicherlich auch mitverantwortlich für die spürbaren Preissteigerungen der letzten Jahre,“ sagt Reikersdorfer. Für das typische Einfamilienhaus bezahlten den RE/MAX-Experten zufolge die Käufer 2020, über alle Verbücherungen in Österreich gerechnet, 277.271 Euro, um +25.400 mehr als 2019 und um +75.050 Euro mehr als noch vor fünf Jahren.

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OBERÖSTERREICH
Anzahl der Verbücherungen so gering wie schon lange nicht

Zwei Jahre Jubelmeldungen mit über 2.200 neu verbücherten Einfamilienhäusern und die Steiermark in Atemdistanz. Das war der oberösterreichische Einfamilienhausmarkt 2018 und 2019. 2020 sank der Verkauf von Einfamilienhäusern in Oberösterreich auf das Niveau vor 2015 zurück. In allen fünf Jahren dazwischen war mehr los. Ein Minus von -10,9 % führte zu 1.961 Verbücherungen und einem steirischen Vorsprung von 137 Einheiten (2019: nur zehn). Rang drei unter den Bundesländern bleibt sicher gewahrt, Kärnten hätte über 800 Verbücherungen aufzuholen. 586 Mio. Euro waren die verbücherten Einfamilienhäuser in Oberösterreich den Käufern wert, nur um -1,4 % weniger als 2019. Das bedeutet laut RE/MAX ImmoSpiegel Platz zwei hinter Niederösterreich und 77 Mio. Euro vor den Steirern.

Einfamilienhauspreise in Oberösterreich: plus 26.000 Euro

Oberösterreichs Einfamilienhauspreise sind die teuersten unter den billigen Bundesländern. Die drei westlichen Bundesländer und Wien liegen über einer halben Million Euro. Oberösterreichs Preise für Einfamilienhäuser arbeiten sich aber schrittweise Richtung 300.000er-Grenze. 281.953 Euro nach 255.989 Euro im Jahr 2019 sind um +10,1 % mehr und den RE/MAX-Experten zufolge in der Bundesländerpreisliste der Medianwert. Auf fünf Jahre gerechnet bedeutet das ein Plus von +41,7 % und auf zehn Jahre +79,2 %, beide Male wieder der fünfte Rang von neun.

Bezirke:
Braunau erstmals mit den meisten Verkäufen

Mit 218 Einfamilienhaus-Verbücherungen schaffte der Bezirk am Inn 2020 den Sprung an die Spitze im Oberösterreich-Ranking. Eine gute Ausgangsposition 2019 (Rang drei) und wesentlich geringere Rückgänge als in den meisten anderen Bezirken (-6,0 %) machten es möglich. „Wie nahezu überall ist die Nachfrage viel höher als zuvor. Bei uns im Innviertel ist das Angebot vergleichbar mit der Vergangenheit, aber zu wenig für die Gegenwart“ sagt Ing. Christian Haidinger, MBA, RE/MAX Innova, Braunau-Ried-Mattighofen. „Glücklicherweise haben wir DAVE, das digitale Angebotsverfahren, ohne dem könnten wir eine faire und transparente Käuferfindung weder für Verkäufer und schon gar nicht für die Interessenten garantieren.“

Linz-Land, 2019 noch vorne, fehlten -19,8 % an Objekten, somit mit 206 Einfamilienhauskäufe auf Platz zwei. Wels (Stadt + Land) kam auf 204, auch hier ein Rückgang um -13,9 %. Nach den Top-Drei eine große Lücke: Gmunden folgte erst mit 163 Einheiten und einem Rückgang von -9,9 %. Urfahr-Umgebung zeigte, dass es auch anders geht: 151 Einfamilienhauskaufabschlüsse sind mehr als je zuvor und um +2,7 % mehr als 2019. Vöcklabruck dagegen fehlte laut den RE/MAX-Experten fast jedes vierte Einfamilienhaus in der 2020er Verkaufsstatistik im Vergleich zu 2019: 148 Eigenheime. Die -24,1 % sind der zweitgrößte prozentuelle Rückgang im Bundesland.

Ried prozentuell an der Spitze

Steyr (Stadt + Land) realisierte auch nur sein neuntbestes Ergebnis seit 2010. 120 Einheiten waren um -22,1 % weniger als 2019. Ried dagegen konnte nach einem mittelmäßigen 2019er Jahr 2020 +18 Einheiten drauflegen. Das stellt noch lange keinen neuen regionalen Rekord dar, aber 112 sind um +19,1 % mehr als zuletzt, und dem RE/MAX ImmoSpiegel zufolge, die stärkste prozentuelle Steigerung im Bundesland. Nach Grieskirchen mit 105 (-13,9 %), folgt Rohrbach mit 100 Einfamilienhausverträgen. Dies ist insofern beachtlich, weil es das drittbeste Ergebnis nach 2018 und 2016 ist, ex aequo mit 2012 und vor allem um +5,3 % über dem Wert von 2019 liegt. Freistadt fehlten mit 89 Einheiten -8,2 % auf das Rekordergebnis 2019, Kirchdorf mit 85 sogar -24,8 % auf den Höchstwert von 2019. Perg ist mit 72 Verkäufen (-2,7 %) dagegen noch relativ glimpflich davongekommen. Schärding liegt mit 70 Käufen um -9,1 % zurück. Die Landeshauptstadt Linz hält mit 66 Einfamilienhaus-Verbücherungen das Niveau der letzten sechs Jahre und setzt gegenüber 2019 noch einen Kaufakt drauf. Eferding reiht sich wiederum in die Liste der Bezirke ein, die schon mehr Einfamilienhausgeschäfte gesehen haben: 52 Stück sind um -9 Einheiten oder -14,8 % weniger als 2019.

Einfamilienhauspreise: 15 neue Höchststände und ein Rückgang

Die Einfamilienhauspreise in Oberösterreich haben 2020 angeschoben wie noch nie in den letzten zehn Jahren, die Bandbreite reicht von minus 4 % bis plus 25 %. Mit einer einzigen Ausnahme noch nie dagewesene Preise. Linz spielt wie die meisten Landeshauptstädte in einer eigenen Liga. 461.789 Euro sind um +7,9 % mehr als 2019. Damit erreicht Linz als viertteuerste Landeshauptstadt den 12. „Bezirks“-Rang außerhalb von Wien.

Seebezirke legen massiv zu

Die beiden Seenbezirke haben enorm zugelegt und sind beim Preis-Ranking auf dem Podest: Gmunden mit 345.609 Euro (+14,9 %) und Vöcklabruck mit 334.392 Euro (+14,6 %). Linz-Land, 2019 die Nummer zwei, findet sich mit einem typischen Einfamilienhauspreis von 331.542 Euro auf Rang vier. Wels (Stadt + Land) kommt auf 317.385 Euro (+10,2 %) und Urfahr-Umgebung auf 312.204 Euro (+14,8 %). Vöcklabruck, Wels und Urfahr übrigens erstmals jenseits der 300.000-Euro-Grenze.

Über und unter der Viertelmillion

Mit 271.617 Euro (+3,3 %) liegt Eferding dem Bundesland-Durchschnitt am nächsten. In Steyr (Stadt + Land) sind die Einfamilienhauspreise um +13,5 % auf 257.280 Euro gestiegen, in Braunau um +5,9 % auf 252.993 Euro, beide erstmals über einer Viertelmillion. Im Bezirk Freistadt erhöhten sich die Einfamilienpreise um +17,4 % auf 246.876 Euro, in Kirchdorf um +12,2 % auf 241.779 Euro. Ried verzeichnete den höchsten Zuwachs bei den Einfamilienhauspreisen, nämlich um +47.808 Euro oder +25,5 % auf 235.637 Euro. Grieskirchen hielt sich preislich mit 235.220 Euro (+14,2 %) ganz in der Nähe, ebenso Perg mit 233.931 Euro. Perg allerdings verzeichnete 2018 (+2,9 %) und 2019 (+3,9 %) schon höhere Verkaufspreise. Bleiben noch Schärding und Rohrbach, beide mit Verkaufspreisen unter der 200.000-Euro-Grenze: Schärding mit 193.333 Euro (+2,4 %) und Rohrbach mit 182.829 Euro und einem Plus von 22,5 %.

Vier oberösterreichische Bezirke verzeichneten dem RE/MAX-ImmoSpiegel nach 2020 Preissprünge um mehr als +40.000 Euro, vier weitere um mehr als +30.000 Euro. Das trieb den Bezirksschnitt auf +25.964 Euro nach oben. „Die Besinnung auf den Wert des Wohnens – dank Corona – ist ein Teil der Preissteigerung, aber auch der bauliche und technische Gegenwert der 2020 verkauften Häuser ist ein ganz anderer als noch vor fünf oder zehn Jahren. Bausubstanz, Energieaufwand, Größe, Heizungsanlage, das alles ist oft nicht mehr vergleichbar“, relativiert der Sachverständige Haidinger die Teuerung.

Einfamilienhäuschen statt Sanierungssacherl

Wer als Städter im Zentralraum von einem alten Bauernsacherl träumt und erkannt hat, dass das Angebot seinen Wunsch einen Traum bleiben lässt, der könnte alternativ über ein realisierbares, kostengünstiges Einfamilienhaus in einem preiswerten Bezirk nachdenken. Empfehlenswerte Destinationen: Im Bezirk Perg war 2020 jedes vierte Einfamilienhaus unter 132.500 Euro zu haben, in Rohrbach unter 116.410 Euro und in Schärding sogar unter 106.375 Euro.

Die teuersten Ecken im gehobenen Segment

finden sich im RE/MAX-ImmoSpiegel in und um Linz und in den Seenbezirken. Jeder vierte Einfamilienhauskäufer bezahlte in Linz mehr als 567.500 Euro, im Bezirk Gmunden mindestens 465.850 Euro und in Urfahr-Umgebung 422.500 Euro oder mehr. Auch Vöcklabruck mit 415.606 Euro und Wels (Stadt + Land) mit 411.750 Euro, finden sich im gehobenen Segment noch jenseits der 400.000er Grenze.

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